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Siebenschläfer

Ungebetene Hausgäste, vor allem wenn es Tiere sind, können für einige Aufregung sorgen. So beispielsweise, wenn die restlichen Fernseh-Kekse vom Abend am nächsten Morgen aus der Schale auf dem Wohnzimmertisch verschwunden sind, genauso wie die drei Schokoladenherzen in der Cellophan-Tüte. Bevor der als Süßschnabel verleumdete Hausherr unter Verdacht kommt, könnte es Entlastung geben.

Bestseller der Lebendfallen:

Dann nämlich, wenn zeitgleich auf dem Küchenfußboden vier ordentlich geköpfte und sauber geleerte Walnüsse herumliegen. Somit sprechen alle Indizien dafür, dass ein Bilch, ein Garten- oder Siebenschläfer, im Hause sein Winterquartier gesucht und offenbar gefunden hat. Damit ist eine Jagd eröffnet, die nicht immer Erfolg hat.

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Die Lebendfalle bringt bei einem Siebenschläfer häufig nicht viel

Wer einen Bilch im Hause hat und ihn wieder loswerden will, ohne ihm Leid anzutun – es sind schließlich possierliche Tierchen mit großen Knopfaugen und aufmerksamen Ohren – der greift natürlich zur Lebendfalle. Sie wird bestückt mit feinen Käsescheiben, Apfelstückchen und geraspelten Walnüssen. Für den Fall, dass er zur Nahrungsaufnahme selbst Hand anlegen will, wird auch noch eine ungeknackte Nuss hinzugelegt. Das Ergebnis ist häufig allerdings gleich Null. Die Falle, über Nacht aufgestellt, bleibt bilchlos. Der Käse vertrocknet, die Apfelschnittchen auch, die Walnuss-Stückchen darben vor sich hin.

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Die Speisekammer hinter den Büchern im Wohnzimmer

Wer einen Hund im Hause hat, kann nun allerdings auf Detail-Suche nach dem Versteck des Tierchens gehen. In der Tat, der Hund, ein schlauer Border-Collie zum Beispiel – der Einstein unter den Hunden – fängt plötzlich an, im Wohnzimmer auf den Hinterpfoten herumzulaufen, die Nase in die Höhe gestreckt. Dann macht er den vergeblichen Versuch, an der Bücherwand hochzuklettern. Da oben muss etwas sein. Und in der Tat, hinter der oberen Bücherreihe, genauer, zwischen der voluminösen Buchreihe „Deutsches und europäisches Theater im 19. und 20. Jahrhundert“ und der Wand findet sich die Speisekammer des Bilches.

 
Alle die Kekse vom Wohnzimmertisch, dazu einige Hunde-Leckerli und die – allerdings leere – Cellophan-Tüte, in der mal Schokoherzen waren. Und rechts davon, so ungefähr in einer Bandbreite zwischen Günther Grass und Ilse Aichinger, war/ist die Toilette des Bilches. Aber weit und breit kein Tier.

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Siebenschläfer klettern problemlos steile Wände hoch

Bilche, den Hörnchen, also den Eich- oder auch den Streifenhörnchen verwandt, sind nachtaktive Tiere. Dabei ist es egal, ob es Sieben-, Garten- oder Baumschläfer sind. Und sie pflegen den Winterschlaf, der in der Regel von Oktober bis Mai dauert. Dazu suchen sie ein Quartier in Baumlöchern, Vogelhäuschen und alten Bauernhäusern. Je nach Art entwickeln sie ein Gewicht zwischen 17 und 280 Gramm. Sie sind zwischen zehn und 22 cm lang und haben stets feuchte Fußballen, die es ihnen ermöglichen, Bäume und Wände ohne Probleme erklimmen zu können – beispielsweise bis zum obersten Regalbrett mit der Literatur der Neuzeit.

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Bei den alten Römern waren Siebenschläfer eine Delikatesse

Zu den natürlichen Feinden der Bilche zählen Marder, Katzen und größere Eulen. In Mitteleuropa versucht der Mensch, sie zu schützen. Der Siebenschläfer beispielsweise wurde im Jahr 2004 von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zum Tier des Jahres ernannt. Das war früher anders. Bei den alten Römern galt der Bilch als Delikatesse. Dazu findet sich im „Römischen Kochbuch des Apicius“ auch das passende Rezept: „Fülle den Bilch mit Schweinehackfleisch, ebenso mit Fleisch von allen Gliedmaßen, zusammen mit gemahlenem Pfeffer, Pinienkernen, Laser und Liquamen und gib sie zugenäht und auf Tontiegel gelegt in den Ofen oder koche sie gefüllt in der Backpfanne“. Andere Römer, es könnte Nero gewesen sein, schwärmten von in Honig gesottenen Blichen.

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Winterschlaf hinter der Spülmaschine?

Ein solches Schicksal würde dem in einem gesitteten Haushalt versteckten Bilch nicht widerfahren. Zumal er sich erfolgreich verborgen hält; offenbar räumlich etwas entfernt von seiner „Speisekammer“. Der Hund im Hause weiß es offenbar: Er versucht neuerdings – ebenfalls vergebens -, die in die Küchenzeile eingebaute Spülmaschine wegzurücken. Dahinter ist in der Tat ein Hohlraum. Aber da richtet das Tierchen nichts an. Es hält ja Winterschlaf.

 
Im nächsten Mai kann die Lebendfalle wieder aufgestellt werden.